„Wie bist Du eigentlich zum Wein gekommen?“ werde ich oft gefragt.
Als ich noch zur Schule ging, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal „Etwas mit Wein“ zu tun haben werde. Ich hatte ursprünglich geplant, in die Fußstapfen meines Großvaters zu treten – und Medizin zu studieren. In der ehemaligen DDR war es auch Nichts ungewöhnliches, schon mit 12/13 Jahren seinen beruflichen Werdegang zu planen. Doch im Jahr 1986 kam Alles ganz anders. Meine Eltern stellten den Antrag auf Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Für mich bedeutete dies unter anderem, dass ich nach Beendigung der 10. Klasse an der Schule nicht mehr erwünscht war: kein Abitur und kein Medizinstudium.
Ich erkundigte mich beim damaligen Schulleiter, welche Berufe ich denn nun erlernen könne. Verkäufer, Friseur, Gärtner, Kellner waren einige Beispiele. Der Beruf des Kellners schien mir noch der angenehmste zu sein. So begann ich eine Kellnerlehre in der ehemaligen DDR.
Um es kurz zu fassen: wenige Wochen vor dem Fall der Mauer wurde unser Antrag auf Ausreise endlich genehmigt. Ich war gerade 17 Jahre. Wir übersiedelten nach Karlsruhe zu unseren Verwandten. Ich besuchte noch einmal die 10. Klasse des „Kant-Gymnasiums“, hatte Zeit meine Englischkenntnisse aufzuholen. Während meiner dreijährigen Schulzeit blieb ich der Gastronomie treu; ich arbeitete in verschiedenen Cafés und Restaurants in Karlsruhe. Hier hatte ich auch meine ersten Erfahrungen im Umgang mit Wein.
Ich bemerkte, dass Wein nicht gleich Wein ist und wollte unbedingt mehr über das Mysterium Wein erfahren. Wer wie ich damals vielleicht jetzt an dieser Stufe steht, sollte sich bewusst sein, dass die Faszination Wein nie aufhören wird. Ich kaufte mehrere Weinbücher und besuchte Grundseminare des Deutschen Weininstituts. Für mich stand fest, dass ich mein Hobby Wein zum Beruf machen möchte. Es sollte doch wohl diesmal nichts schief gehen.
Nach dem Abitur absolvierte ich verschiedene Kurse an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern. Besonders während des Servicekurses vertiefte ich mein Interesse für Wein und besonders für die Schweizer Weine. In der unterichtsfreien Zeit reisten wir in die Schweizer Weinbaugebiete. Die beeindruckend schönen Landschaften und die vielen Weingüter mit den unterschiedlichen Facetten des Schweizer Weins ließen mich nicht mehr los. Chasselas wurde hier schon zu meiner Lieblingsrebsorte.
Parallel belegte ich den 2. Platz beim Juniorenwettbewerb „Deutscher Wein in der Gastronomie“. Anschließend besuchte ich mit erfolgreichem Abschluss den Sommelierkurs der Deutschen Wein- und Sommelierschule DWS in Koblenz.